Das Virus als Seismograph

Nun, bald zwei Jahre nach Ausbruch der Pandemie stelle ich fest, dass die Solidarität zu Beginn der Krise verloren gegangen und einer zunehmenden Polarisierung Platz gemacht hat. Das Virus zeigt auf woran die Menschheit wirklich leidet:

Der Umgang mit Leben und Tod, mit Sicherheit und Freiheit; ein wissenschaftlich geprägtes Menschenbild und der Wunsch nach einer ganzheitlicheren Sichtweise auf das Leben; die zunehmende Ökonomisierung bis hin zum Gesundheitswesen mit den entsprechenden Konsequenzen; eine Globalisierung, die immer weniger Gewinner und immer mehr Verlierer hervorbringt; eine Umwelt, welche unter der Ausbeutung des Menschen leidet; das Spannungsfeld zwischen Individuum und Gemeinschaft; die Instrumentalisierung von Verunsicherung und Angst zu politischen Zwecken; der fehlende Konsens zu einer politischen Kultur – und dies in der Zwischenzeit längst nicht nur von rechter Seite.  

Die Menschheit braucht nicht nur kleinere Korrekturen, wir brauchen in vielen Bereichen neue Ansätze auf der Grundlage eines ganzheitlichen Ansatzes zu dem was das Menschsein ausmacht. 

Corona – eine Zäsur mit Chancen und Risiken

Corona hat die globalisierte Welt hart getroffen – und daran erinnert, dass wir als Menschen und als Gesellschaft verletzlich sind. Die verfügten Einschränkungen waren an der Grenze der Verletzung von Freiheitsrechten, haben aber aufgezeigt, dass es auch mit weniger Konsum geht und dass Solidarität die Gesellschaft zusammenhält. Und einmal mehr müssen wir feststellen wie sehr wir in der Schweiz privilegiert sind. Das politische und das soziale System funktionieren auch im Ausnahmezustand. Das ist keine Selbstverständlichkeit, sondern der gemeinsame politische Wille.

Sehr betroffen macht der Umgang mit älteren und behinderten Menschen in öffentlichen Institutionen. Die verfügte soziale Isolation grenzt an Freiheitsberaubung mit zum Teil schwerwiegenden psychischen und gesundheitlichen Folgen. So mussten in einem stätischen Altersheim bedingt durch Coronamassnahmen drei Personen in eine psychiatrische Klinik überwiesen werden. Für Angehörige von Sterbenden war es zum Teil nur dank dem Verständnis einzelner Pflegefachpersonen möglich Abschied zu nehmen.

Wir leben in einer Zeit der vermeintlichen Sicherheit obwohl Leben immer auch Risiko und Unsicherheit bedeutet. Institutionen und Entscheidungsträger schützen sich entsprechend vor Anschuldigungen und möglichen Rechtsverfahren. Deshalb dominieren Sicherheitsaspekte zunehmend über die Menschlichkeit. Das darf nicht sein. Auch ältere Menschen und Sterbende haben ein Anrecht auf Selbstverantwortung. Dazu braucht es eine Debatte, menschlich vertretbare Antworten und mutige Entscheide.

Ich wollte Schnee sein mitten im August (Silja Walter)

Eine Einladung per SMS der neuen Pfarrerin in Zürich Altstetten/Albisrieden. Ich informiere mich über das Netz und werde neugierig. Die starke Sprache einer Klosterfrau, der steinige Weg zur eigenen Bestimmung, ein Leben hinter den Klostermauern … Ich entscheide, die Vorstellung Ich habe den Himmel gegessen in der alten Kirche in Zürich Altstetten zu besuchen und begebe mich auf eine autobiographisch literarische Reise. Wie sich zeigen sollte, könnte das historische Chorgewölbe der alten Kirche eine passendere Kulisse nicht sein.

Zur eigenen Bestimmung finden, ist das nicht ein Wunsch, der manchmal im Wirbel der Karriere- und Erfolgsgeschichten unserer Zeit untergeht? Das Theaterstück ermöglicht einzigartige Einblicke in das Leben einer Frau, die sich nicht scheute ihren Erfahrungen zu vertrauen, ihren Weg zu suchen und manchmal daran auch fast zu verzweifeln. Dass Wege zu sich selbst nicht Spaziergänge sind, mögen die Darstellerin Christine Lather und der Musiker Felix Huber auf der Grundlage der Texte dieser begabten Klosterfrau auf sehr berührende und eindrückliche Weise vermitteln. Weitere Aufritte im November/Dezember 2019 in Zürich.

Ich habe den Himmel gegessen Eine Musik- und Theaterproduktion mit Christine Lather und Felix Huber. Mehr

Waffenexporte: Menschenrechte vor Wirtschaftsinteressen!

Die Regelung der Waffenexporte in Bürgerkriegsländer wurde im Parlament heftig diskutiert. Nun hat ein Komitee eine Initiative lanciert, welche sicherstellen soll, dass der Bundesrat nicht in alleiniger Kompetenz die Rahmenbedingungen festlegt. Die Initiative umschreibt die konkreten Anforderungen auf Gesetzesebene. Es darf nicht sein, dass wir mit Schweizer Waffen Regime unterstützen, welche systematisch Menschenrechte verletzen.

Meine langjährige politische Erfahrung hat mich gelehrt, dass Anliegen für Arbeitnehmerrechte, Umweltschutz und Humanität gegenüber wirtschaftlichen Interessen einen schweren Stand haben. Beispiele dafür gibt es viele, ganz aktuell auch die Debatten zum Klimaschutz. Die Wirtschaft allerdings ist für die Menschen da und nicht umgekehrt. Deshalb braucht es bei den Waffenexporten ein Gesetz mit klaren Bestimmungen.

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Der Mensch im Mittelpunkt

«Die häufigste Krankheit ist die Diagnose» oder «Die medizinische Versorgung ist so weit fortgeschritten, dass niemand mehr gesund ist.» Mit solchen und ähnlichen Slogans hat die «Akademie Menschenmedizin» ihre «Aktion Provokation» gestartet. Sie will damit zum Nachdenken über Gesundsein, Kranksein, Heilkunst und Menschsein anregen und ein Bewusstsein für Fragen schaffen, die viel zu selten diskutiert werden: Was ist das Leben? Was bedeutet Gesundheit? Welches Gesundheitswesen wollen wir? (Quelle Ze!tpunkt Januar 2018)

Die Akademie Menschenmedizin engagiert sich für eine Veränderung im Schweizer Gesundheitswesen: Weg von Profitorientierung, Kosten- und Zeitdruck, hin zu einem Gesundheitssystem, das den Menschen und den Versorgungsauftrag in den Mittelpunkt stellt.

Ich denke es ist an der Zeit, den Fokus im Gesundheitswesen neu auszurichten. (Bild: Kampagne Akademie Menschenmedizin)

NEIN zu No Billag: Es steht für die Schweiz sehr viel auf dem Spiel!

Als Doppelbürgerin Schweiz/Italien war es für mich schwierig zu verstehen, weshalb Berlusconi immer wieder gewählt wurde. Wie ist es möglich, dass die Bevölkerung einem Staatsmann, der die politische Kultur zerstört, die juristischen Behörden lächerlich macht und als weiteres Merkmal über alle Massen sexistisch ist, immer wieder das Vertrauen ausgesprochen hat? Ohne dem „Cavaliere“ mehr Beachtung zu schenken: Medienmacht bedeutet auch politische Macht.

Ich weiss, das genügt nicht um das Phänomen Berlusconi zu erklären. Was ich aber sicher weiss: Eine direkte Demokratie – wie sie zur Schweiz gehört – braucht unabhängige Medien. Zudem geben die aktuellen Entwicklungen in der Medienlandschaft wirklich Anlass zur Sorge. Während Blocher mit seinem Vermögen Medienunternehmungen kauft inszeniert die SVP mit der No Billag-Initiative einen Frontalangriff auf das SRF. Wenn das nicht zu denken gibt!

Diese Abstimmung ist wichtig! Unterstützen auch Sie das Komitee NEIN ZUM SENDESCHLUSS und überzeugen Sie Ihr persönliches Umfeld. Nicht alle sind sich der Tragweite dieser Abstimmung bewusst!

Zürich und Dada

Die Kraft der Freiheit der Gedanken

Das Dada-Haus kämpft immer wieder um seine Existenz. Es scheint dass auf der politischen Bühne das Verständnis für die Kunstform des Dada fehlt. Ein Text von Hugo Ball hilft vielleicht weiter:

„So stellten sich 1913 Welt und Gesellschaft dar: das Leben ist völlig verstrickt und gekettet. Eine Art Wirtschaftsfatalismus herrscht und weist jedem Einzelnen, mag er sich sträuben oder nicht, eine bestimmte Funktion und damit ein Interesse und seinen Charakter an. … Gibt es irgendwo eine Macht, stark und vor allem lebendig genug, diesen Zustand aufzuheben?“

Hugo Ball, „Die Flucht aus der Zeit“, 1927

Ich nehme die Gelegenheit wahr, in der Museumsnacht 2014 die erste offizielle Führung zu Dada in Zürich zu besuchen. Mein Fazit: Es gibt eine Macht, die stark und vor allem lebendig genug ist, den Zustand des Fatalismus zu druchbrechen, es ist wohl die Kraft der Freiheit der Gedanken. Ich gratuliere zum Jubiläumsjahr 2016.

Roman Signer: Eine Kraft baut sich auf

12. Juli 2014

Roman Signer ist der Poet der kleinen und grossen Ereignisse. Seine Skulpturen haben existenziellen Charakter. Sie entwickeln sich aus Erlebnissen und Erfahrungen, es sind keine intellektuellen Versuchsanordnungen. „ Mein Werk ist mit dem Körper verbunden, nicht mit der Physik“. Die Werke entwickeln sich intuitiv und sie berühren. Das kleine blaue, Auto, das zur Rakete mutiert, die Stuhlreihe, die mit einem Luftschlauch in Stellung gebracht wird, die blauen Tische als Inseln der Ruhe, die blaue Kugel welche im Fall ihre Spuren hinterlässt … Roman Signer berührt, nimmt mit auf eine kleine Reise in die Welt des möglichen und des unmöglichen und ist für mich Poesie und Kraft.

„Mobilisierung von (jungen) Menschen“

Kampagnenforum-Soirée 06.05.2014 – Gastreferent Theo Gubler

Theo Gubler kennt das Handwerk als Campaigner in NPO’s von Grund auf. Die Grundlagen der Mobilisierungsarbeit setzen sich wie folgt zusammen: Wissen und Wissensvermittlung, Campaigning-Handwerk, Infrastruktur und Finanzen. Er arbeitet nach den Grundsätzen: Learning by doing, Gruppen bilden und Fähigkeiten nutzen, horizontale und informelle Organisation. Neben dem Handwerk zählt die gemeinsame Idee und das Ziel – und dass das Engagement Spass macht.

Corporate Pictures – die Bildwelten eines Unternehmens

ZPRG-Event vom 10. April 2014

Urs Stahel, der ehemalige Direktor des Fotomuseum Winterthur, widmete sein Referat dem Thema Fotografie und Industrie. Vizedirektor der VBZ und Gastgeber Heinz Vögeli legte mit Beispielen seiner stadtbekannten und preisgekrönten Kampagnen dar, wie durch das pointierte und differenzierte Zusammenspiel von Bild und Text Spannung erzeugt wird. Jiri Chmelik gewährte in seinem Vortrag Einblick in den Prozess bei der Erarbeitung einer eigenständigen und auf das Unternehmen abgestimmten Bildsprache. Der Fotograf Patrik Fuchs stellte zum Abschluss auf eine sehr persönliche Weise das Spannungsfeld zwischen Identität und Serviceorientierung dar. Was ich für meine Arbeit mitnehme: Bilder erzählen Geschichten – und als solche sind sie selbständig.